Coming-out-Tag

LSVD Schleswig-Holstein e.V.Alle hetero außer mir? Das muss nicht sein. Am 11. Oktober ist Coming-out-Tag. In den USA, wo der Aktionstag erfunden wurde, ist er eine feste Größe, hierzulande eher ein Medienthema. Für den LSVD Schleswig-Holstein beantwortet eine Sprecherin vier Fragen zum Coming-out-Tag.

1. Welchen Sinn hat ein Coming-out-Tag?

Bin ich die Einzige, die sich zu anderen Mädchen hingezogen fühlt? Bin ich der einzige, der andere Jungs begehrt? Das sind Fragen, die für Mädchen und Jungen sehr verstörend sind, und sie gehören zu praktisch jedem Coming-out. Das muss nicht sein. Beim Coming-out-Tag geht es darum, sichtbar zu sein, und anderen Menschen zu zeigen, wie unglaublich normal es ist, lesbisch, schwul oder transident zu sein. Das ist gut für die Jugendlichen, die ähnlich fühlen, weil sie sehen, dass sie überhaupt nicht allein sind. Es ist auch gut im Betrieb, wenn Kolleginnen und Kollegen sehen, dass es auch für ihre Familien schön und selbstverständlich sein kann, wenn ihre Kinder lesbisch, schwul oder transident sind. Mir hätte ein Coming-out-Tag genutzt, weil ich dadurch Vorbilder in Schule, Job und Universität gehabt hätte. Evtl. auch im Kindergarten, Kirchengemeinde und Jugendgruppe. Es ist wichtig, dass Jugendliche Erwachsene als Vorbilder haben.

2. Wie sollte man sich outen?

Das muss jede und jeder selbst wissen. Ich finde: So normal und selbstverständlich wie möglich. Häufig wissen die Eltern, Freundinnen und Freunde oder die Leute in der Firma schon längst Bescheid. Sie sind dann sehr erleichtert, wenn man sich endlich outet, damit das Versteckspiel ein Ende hat.

3. Wie haben Sie sich geoutet?

ich hatte mein Coming out 1985 mit 24 Jahren als ich andere Lesben an der Uni kennengelernt habe. Danach war es ganz einfach. Bald war ich überall “out” – übrigens ohne eine einzige persönliche schlechte Erfahrung in all den Jahrzehnten.

4. Werden Homosexuelle heute noch diskriminiert?

Leider ja. Rechtlich ist die Gleichstellung immer noch nicht vollständig durchgesetzt, auch wenn viele das nicht wissen. Und, jenseits der Gesetze, im täglichen Leben, ist es auch oft schwierig. Auf den Schulhöfen ist das häufigste Schimpfwort “schwule Sau”. Schwul, lesbisch oder transident zu sein, wird immer noch wie eine Sonderform dargestellt; dabei sind es 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung.

zur Person:

Sprecherin des Lesben- und Schwulenverbands in Schleswig-Holstein, LSVD, 52 Jahre, wohnhaft in Kiel
beruflich EDV-Fachfrau