Aktionsplan gegen Homophobie – Eckpunkte

Die schleswig-holsteinische Landesregierung hat sich auf die Fahnen geschrieben, Diskriminierung konsequent zu bekämpfen. Eine der Maßnahmen soll ein Aktionsplan gegen Homophobie sein, wie ihn auch der LSVD seit langem fordert. Der LSVD Schleswig-Holstein hat Eckpunkte für einen Aktionsplan Homophobie in Schleswig-Holstein aufgeschrieben.

Rechtliche Gleichstellung ist Voraussetzung für gesellschaftliche Gleichstellung.

Schleswig-Holstein hat bisher alles getan, um die rechtliche Gleichstellung von Lesben und Schwulen mit Heterosexuellen zu erreichen, zuletzt mit den Bundesratsinitiativen und den Landtagsbeschlüssen zur Gleichstellung.

Rechtliche Gleichstellung ist ein wichtiger Schritt. Ihm müssen weitere folgen. Als Verband für die Interessen von lesbischen Frauen und schwulen Männern wünschen wir uns eine gerechte, diskriminierungsfreie Gesellschaft, in der niemand mehr Angst haben muss, aufgrund der sexuellen Orientierung oder Identität benachteiligt zu werden. Daher muss nun bald ein wirksamer Aktionsplan gegen Homophobie aufgelegt werden!

Verantwortung von oben nach unten und im Querschnitt!

Beim Gender Mainstreaming wurde seinerzeit besonders erfolgreich eine Top-Down-Strategie verfolgt. Dieses Prinzip eignet sich für andere Gleichstellungsstrategien ebenfalls.

Die Leitung einer Institution muss von der Bedeutung der Gleichstellungspolitik überzeugt sein und die entsprechenden Veränderungen mit tragen und voranbringen. Arbeitsprozesse, Ideen und die praktische Arbeit lassen sich kaum verändern, wenn die Unterstützung von oben fehlt. Umgekehrt: Wenn die Leitung dabei ist, kann man kaum “nein” sagen. In der Praxis bedeutet das, das Ministerium / die Landesregierung macht den ersten Aufschlag. Sie bindet die Organisationen in Schleswig-Holstein eng ein.

Gleichstellungspolitik ist eine Querschnittsaufgabe: Alle Ressorts sollten beteiligt werden. Auch hier ist Gender Mainstreaming das Vorbild.

Methoden für Gleichstellung / Aktionsplan gegen Homophobie

  • Zentrale Verantwortlichkeit gewährleistet die Bündelung der verschiedenen Maßnahmen.
  • Akteurinnen und Akteure in Schleswig-Holstein werden eingebunden, dazu gehören unter anderem der LSVD, die HAKI, die Beratungsstelle NaSowas, die ehrenamtlichen kleinen Gruppen im ganzen Land, Pro Familia, der Antidiskriminierungsverband, Wohlfahrtsverbände, Gewerkschaften, Parteien und viele andere. Diese Einbindung findet in allen Stadien des Aktionsplans statt.
  • Ein Bündnis gegen Homophobie bindet viele Organisationen und Unternehmen ein. Es bietet die Chance, ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung zu setzen.
  • Rechtliche Gleichstellung ist Voraussetzung für gesellschaftliche Gleichstellung: Die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen gesichert sein.
  • Schutz vor Diskriminierung und Gewalt ist eine Grundbedingung für Vertrauen in die Ernsthaftigkeit der Vorhaben der Landesregierung in Sachen Antidiskriminierung.
  • Forschung, Studien, Studieninhalte, Fachtage, Fort- und Weiterbildung sollen initiiert und gefördert werden, damit Methoden und Inhalte laufend weiterentwickelt und verankert werden.
  • Die vorhandenen Beratungs- und Selbsthilfestrukturen sollen gesichert und ausgebaut werden; dazu gehört auch die Wiederaufnahme der Beratungsangebote für Lesben.
  • In jedem Ministerium – nicht allein im Sozialministerium –  sollten verbindliche qualifizierte Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für die fachbezogenen Belange von Lesben, Schwulen, Transgender, Transsexuellen und Intersexuellen zur Verfügung stehen.
  • Das betrifft insbesondere die Bereiche Soziales, Gesundheit, Gleichstellung, Bildung und Schule, Finanzen, Justiz, Inneres, aber auch alle weiteren Ressorts.
  • Bei allgemeinen Fachtagungen sollten sowohl Themen als auch Fachleute aus dem Bereich Lesben, Schwule, Transgender, Transsexuelle und Intersexuelle berücksichtigt werden, z.B. zum Thema Pflege, aber auch bei allen anderen Themen (von Wohnungsbau über Kindertagesstätten und Bleiberecht bis zur Polizei).
  • Die Landesregierung sollte allgemein eine Kultur der Wertschätzung von Vielfalt statt Diskriminierung fördern und selbst glaubhaft leben.
  • Über Lesben, Schwule, Transgender, Transsexuelle und Intersexuelle gibt es viele Vorstellungen – und nicht alle davon sind gleichermaßen hilfreich. Eine Öffentlichkeitskampagne zur Aufklärung und Sensibilisierung kann weiterhelfen. Sie richtet sich an Bürgerinnen und Bürger und an gesellschaftliche Akteurinnen und Akteure.
  • Mit einer Auftaktveranstaltung wird das Zeichen gesetzt, dass Schleswig-Holstein aktiv gegen Homophobie und für Gleichstellung eintritt.

Vorschläge für erste Schwerpunktthemen

  • Schule:
    Immer wieder wird deutlich: Die Schule ist ein Ort, an dem sich für junge Lesben, Schwule, Transgender, Transsexuelle und Intersexuelle viel entscheidet. Statt Anerkennung ihrer sexuellen Orientierung und Identität erfahren sie allzuoft Mobbing und Ausgrenzung.
  • Sport:
    Es gibt bereits einige Projekte gegen Homophobie im Sport. Sie reichen jedoch nicht aus, denn selbst ein Promi-Outing im Fußball bringt für junge Sportlerinnen und Sportler im Breitensport wenig.
  • Pflege:
    Lesben, Schwule, Transgender, Transsexuelle und Intersexuelle kommen nicht vor. In der Pflegeausbildung und in den Einrichtungen fehlt eine Kultur der Anerkennung. Dazu gehören z.B. Biografiearbeit (akzeptierende und bejahende Gespräche über den persönlichen Lebensweg) sowie gezielte Angebote.

Schwerpunkte, bei denen sich der LSVD Schleswig-Holstein gern einbringen würde

  • Öffentlichkeitsarbeit:
    Nach dem Vorbild von Rheinland Pfalz oder Nordrhein-Westfalen könnte mit einer akzeptierenden und positiven Öffentlichkeitsarbeit das Leben von Lesben, Schwulen, Transgender, Transsexuellen und Intersexuellen präsenter werden
  • Bündnis gegen Homophobie:
    Wie zum Beispiel im Bereich Berlin/Brandenburg können mit dem Bündnis gegen Homophobie viele Akteure eingebunden werden, die man nicht auf den ersten Blick mit  Lesben, Schwulen, Transgender, Transsexuellen und Intersexuellen assoziiert.
  • Auftaktveranstaltung:
    Als gemeinsame Veranstaltung von Landesregierung und Partnerorganisationen kann deutlich gemacht werden, dass Mitmachen beim Aktionsplan gegen Homophobie herzlich willkommen ist.